Samstag, 28. März 2020

I have a dream...

Da haben wir sie also, die Isolation:

seit gestern befinden wir uns in Quarantäne, weil dieses dämliche Virus an uns klebt. Zum Glück sind bei uns allen die heftigsten Symptome bislang ausgeblieben, aber anderen, die sich am gleichen Kontakt wie wir infiziert haben, geht es ungleich schlechter.
Es ist daher ein Jammern auf hohem Niveau, wenn ich darüber klage, wie sehr ich nach da draußen möchte, in den Wald, wo der Wind in den Zweigen rauscht und es überall erwacht und zwitschert - erst vorgestern, bevor uns die Nachricht des positiven Tests erreichte, waren wir noch draußen und die Kinder haben in unserem Lager Windspiele mit Holz und kleinen Glöckchen gebastelt. Ich vermisse die Luft und das Rascheln unserer Schritte auf dem laubbedeckten Boden, mir fehlen der Duft von Kiefernnadeln und das dunkle Knarzen wankender Buchen. Und Moos. Und Felsen.




Ich fürchte, dass mich die Quarantäne jetzt schon wahnsinnig macht, obwohl ich nicht zu den Ungeduldigsten zähle. Und obwohl es mir natürlich luxuriös gut geht, wenn ich Bilder aus Italien, Spanien, aus den Banlieus, aus Indien oder Rio sehe.
Ganz klar: wir werden das schaffen.
Wir werden kreativ sein müssen und nachsichtig, aber wir werden uns trotzdem langweilen und es wird Streit geben. Wir werden uns Aufgaben geben und uns mit vermeintlich Wichtigem beschäftigen, aber der Lagerkoller wird uns trotzdem würgen und wir werden einander auf den Keks gehen. Alles immer noch besser, als euch da draußen anzustecken. Und was soll's, es sind ja nur zwei Wochen.

Eines Tages aber, wenn überall auf der Welt dieser ganze verdammte Scheiß vorbei ist, will ich raus und mit euch feiern. Wir werden wieder froh sein, über die Freiheit, über das Leben, über die Liebe, über jede noch so kleine Kleinigkeit, die uns vor einem Monat noch normal erschien und die jetzt gerade undenkbar geworden ist. Wir werden miteinander lachen und miteinander weinen und an die denken, die nicht mehr da sind. Und ich wünsche mir, dass wir uns dann, es ist Sommer, im Sonnenuntergang um ein riesiges Feuer versammeln und unsere Atemmasken und Schutzkittel hineinwerfen und die ganze Geschichte den Flammen und der Erinnerung anvertrauen.
Das ist mein Traum.

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