Sonntag, 14. Juni 2020

RPG-Blog-o-Quest #57

Eine neue Umfrage in der Welt der Rollenspiele?
Ja, eine neue Umfrage in der Welt der Rollenspiele!
Wo?

Na, H I E R !

Montag, 8. Juni 2020

Brotadel

Etymologie oder: Ladies 'n gents, wer hat's gewusst?

Das englische Wort Lady stammt aus einer Zeit, in der einfache - heute alltägliche und für ein paar Cent aus dem Backautomaten gespuckte - Speisen noch etwas Besonderes waren: wir reden vom Brot!
Das Altenglische, das die Angelsachsen im frühen Mittelalter nach Großbritannien brachten, ehrte die Bestimmerin des Hofes als hleafdige. Das Nomen setzt sich aus dem altenglischen hlaf für 'Brot' und dem germanischstämmigen digan für 'kneten' zusammen und bedeutet übersetzt schlicht: die Teigkneterin. Aus ihrer Backstube heraus entwickelte sie sich im Lauf der Jahrhunderte zur Lady, der Dame des Hofes.

Und was ist mit dem Lord?
Gleiches Spiel: der angelsächsische 'hlafweard' war der 'weard', also der Hüter, des Brotes. Neben der Teigkneterin gab es also auch noch den Brotwart, der die ganze Sache bewachte und damit bestimmte, wer im Hause was zu futtern bekam und wer nicht.

Warum schreibe ich das?

Weil's lecker ist und ich unser Brot jetzt auch immer selber backe. Und ich seitdem ja gewissermaßen zum Adel zähle.


Für den Ritterschlag nehme man:
3 Tassen Mehl (ich finde Dinkelvollkorn am besten)
evtl. eine Handvoll gemahlener Haselnüsse oder Sonnenblumenkerne oder gehackte Walnüsse
1 TL Trockenhefe
1,5 TL Salz
1,5 Tassen heißes Wasser

Alles mit dem Holzlöffel verrühren, bis der Teig fest ist. Dann drei Stunden zugedeckt gehen lassen, anschließend auf bemehltem Backpapier noch ein paarmal falten, bis alle Seiten Mehl abbekommen haben. Backofen auf 210° C, Teig auf Backpapier in einen Edelstahltopf geben und im Topf anschneiden, noch eine Prise Mehl darüber, Deckel drauf und ab in den Ofen. Nach 45 Minuten rausholen, angebackenes Brot von Backpapier holen und wieder in den Topf, dann nochmal 40-45 Minuten ohne Deckel fertigbacken.

Meinen herzlichen Dank für diese ausgezeichnet royale Idee an E. W. (Youtube)!

Mittwoch, 3. Juni 2020

Liebeserklärung: Der Hobbit


Als The Hobbit: there and back again 1937 erschienen, in aller Welt erfolgreich und noch immer mein allerallerALLERliebstes Buch: der Hobbit weckt bei mir jedes mal, wenn ich auch nur den Buchrücken im Regal sehe, einen wahnsinnigen Appetit.
Es ist nicht der gleiche, den ich beim Herrn der Ringe spüre, und es ist ganz anders als bei beispielsweise Song of Ice and Fire. Obwohl beides - meines Erachtens großartige - Werke der Fantasy sind, die vor eigener Magie nur so triefen, ist für mich allein der Hobbit wahrhaft magisch.

Warum das so ist? Ich denke, die Natur des Buches erklärt das: Tolkien schrieb es als eine Märchengeschichte für Kinder - noch ohne selbst zu wissen, wie er all die Inhalte mit dem bald zehntausendseitigen Hintergrundmythos verknüpfen würde, der zum Herrn der Ringe, Silmarillion und den Folgewerken werden sollte. Er schrieb die Geschichte losgelöst von Kosmologie und Historie, frei von Setzungen und Konstellationen - einfach als klassisches, aber dennoch buntes Durcheinander kauziger, absurder und fantastischer Wesen, die einander in einem märchenhaften Abenteuer begegnen. Die Welt scheint freier, wilder und offener als im Herrn der Ringe, und weniger von Epik und Schwere durchzogen; Bilbos Reise führt durch und hinein in eine wundervolle Welt, ohne sie als Ganze zu verändern - es ist bei allem, was geschieht, doch nur die Geschichte einer Zwergengruppe und eines Berges. (Und im Gegensatz zu George R. R. Martin bleibt nicht nur die Welt als solche erhalten, sondern die Geschichte findet auch noch zu ihrem wohlverdienten Ende.)


Vorlesen

Diese Geschichte des Hobbit wollte ich jetzt also auch einmal teilen, und zwar mit meinen Kindern - in der Hoffnung, dass die Magie sie ebenso entzünden würde wie mich...
Dabei stieß ich auf eine Handvoll Überraschungen, die mir beim früheren Lesen nicht aufgefallen waren:
- Meine Kinder fanden die Begegnung in den Orkhöhlen unfassbar gruselig, aber noch schauriger fanden sie Gollum;
- sie hatten Angst vor den Adlern;
- "Papa, die Waldelben mag ich nicht. Die sind böse.";
- Tolkiens Landschaftsbeschreibungen, die zumindest die jüngere Zuhörerin immer wieder abschweifen ließen.

Über die Angst vor den Orks und Gollum freute ich mich dann.
Das mit den Adlern fand ich gut, ich bemerkte: ich hatte das Buch selbst schon zu oft gelesen, um die Gefahr zu erkennen, die potentiell von ihnen ausging.
Waldelben böse? Naja. Ich verstehe, woher diese Sichtweise kommt, trotzdem hatte ich mich schon beim ersten Lesen vor 22 Jahren in die Elben des Düsterwalds verliebt. Wir unternahmen einige Spaziergänge in den Wald, um dem Wesen dieser Waldbewohner nachzuspüren - mal schauen, welchen Langzeiteffekt das und die letzten Kapitel haben werden, wenn sie denn gelesen sind.
Die Landschaften... Tolkien erging sich ja auch in anderen Büchern an topographischen Schilderungen; mir gefiel das immer, aber ich weiß, dass das nicht jedermanns Geschmack ist. Was also tun?

Erebor

"Stumm und finster stand der Berg vor ihnen und schien immer höher zu werden. Ihr erstes Lager schlugen sie auf der Westseite des großen südlichen Berggrats auf, der in einer Anhöhe endete, die der Rabenberg hieß. [...] Unter den stillen grauen Felsen kamen sie bis an den südlichen Fuß des Rabenbergs. Dort kehrte sich der Fluß, nachdem er in weitem Bogen das Tal durchströmt hatte, wo einst die Stadt Thal gestanden hatte, vom Berge fort und floß schnell und mit viel Getöse zum See hin. Das Ufer war kahl und felsig, steil über das Wasser aufragend, das zwischen Felsbrocken schäumte und strudelte. [...]
Zwei solcher Grate schoben sich vom Hauptmassiv in langen, steilwandigen Kämmen zur Ebene hin abfallend nach Westen vor [usw.]"

Das erkläre ich dann also meiner Fünfjährigen? Geht so. Auch Thrors Karte half nur bedingt.

Zum Glück fand ich noch eine Holzplatte und eine Packung Gips, und auch Acrylfarben und Pinsel waren noch da. Jetzt steht der Einsame Berg hier bei uns, und die Kinder wissen, wo der Rabenberg und seine Wacht ist, wo die Klippe, über die der arme dicke Bombur gezogen wurde, und wie die Biegung des Flusses die Ruinen von Thal umarmt.

Einsamer Berg oder Seestern from Outer Space?


Ich hatte tierische Freude am Basteln (und schließlich war das auch ein guter Zweck) und muss sagen: mit den Kindern zu lesen und die ganze Geschichte - sogar im Modell! - nochmal ein erstes Mal zu lesen, war und ist die magischste Hobbit-Erfahrung seit Langem! Und wer weiß - vielleicht können sie sich ja sogar mit den Elben versöhnen, wenn diese in der Schlacht der Fünf Heere an der Seite Bards, Gandalfs und Dains gegen Orks und Warge fechten?
Ich drücke allen Elben die Daumen! (Die stellen ihr Heer übrigens auf den südwestlichen Ausläufer - den Rabenberg!)